
„An seinem Grundton ist der Mensch erkennbar.“
Über Gefühle und ihre künstlerische Darstellung
„Angst und Argwohn verdünnen die Luft zum Atmen“ steht in Angela Krauß’ neuestem Buch Das Weltgebäude muß errichtet werden. Man will ja irgendwo wohnen. Für die 1950 in Chemnitz geborene und heute in Leipzig lebende Autorin ist Anverwandlung noch immer der erste Weg der Erkenntnis, ist seelische Empathie Voraussetzung ihres Schreibens. Und das eigentliche Werk sind nicht die Bücher, sondern die Lebenskunst, der Vorgang der Bewußtwerdung.
„Dafür ist Literatur da, daß man dem anderen Menschen unmittelbar begegnet. Das soll man im Leben tun, aber auch die Literatur kann daran erinnern, wie alle Ideologie in dem Moment zerfällt, in dem wir dem anderen begegnen. Das ist für mich das Politische der Literatur, wie ich sie schreibe.“ Über Gefühle in Kunst und Literatur, das poetische Reagieren auf innere und äußere Bedrängnisse spricht Angela Krauß, Mitglied der Akademie der Künste, mit Matthias Weichelt, Chefredakteur der Zeitschrift SINN UND FORM, in der die Autorin 1986 zum ersten Mal veröffentlichte.